Diskurswerkstatt 4 – Digitalität in GLAM „Galleries, Libraries, Archives, Museums“

In der 4. Diskurswerkstatt konzentrierten wir uns auf die Digitalisierung

Die Diskurswerkstatt 4 fand am 7. Dezember 2023 im PIXEL² mit dem Titel  Digitalität in GLAM „Galleries, Libraries, Archives, Museums“ statt. 

In der 4. Diskurswerkstatt konzentrierten wir uns auf die Digitalisierung und Vermittlung im GLAM-Kontext. Gemeinsam mit Sophie Wagner und Andrea Engel (Münchner Stadtmuseum), Dr. Tanja Praske (Monacensia-Bibliothek), Mona Feyrer (Städtische Galerie im Lenbachhaus) und Kerstin Baur (NS-Dokumentationszentrum) sprachen wir über bestehende oder geplante digitale Strategien und Möglichkeiten der Vermittlung.

Digitalisierung und Vermittlung im Museumskontext

Alle beteiligten Institutionen sind im Digitalen Raum in der Vermittlung, mit unterschiedlich ausgeprägter Intensivität und abhängig von ihren Möglichkeiten an Ressourcen, aktiv und tätig.

Tanja Praske, Kuratorin für Digitale Kultur bei der Monacensia, ist Organisatorin des auf zwei Jahre angelegten #GLAMInstaWalk, der Münchner Kulturhäuser zusammenschließt und Gemeinsamkeiten von Museen in den Vordergrund stellt. 

Ausgehend von einer aktuellen Ausstellung, nehmen die beteiligten Institutionen auch die eigenen Inhalte und die eigene Vermittlungspraxis in den Blick. Dahinterstehende Ideen werden offengelegt, Blicke hinter die Kulissen gewährt und Unsichtbares sichtbar gemacht (Link Blog Münchner Stadtbibliothek). Sie unterstrich gleich zu Beginn der Veranstaltung den Mehrwert der Vernetzung, die Kraft des Miteinanders, um in den Sozialen Netzwerken gesehen zu werden, Synergien zu nutzen und präsent in der Stadtgesellschaft zu sein.

Sophia Wagner und Andrea Engel  des Münchner Stadtmuseums

Das Haus befindet sich im Prozess der digitalen Transformation. In den nächsten sieben Jahren wird das Museum aufgrund baulicher Maßnahmen keinen bzw. einen sehr kleinen physischen Ausstellungsraum zur Verfügung haben, von daher wird der digitale Raum der zentrale Ort des Münchner Stadtmuseums sein. Sophia Wagner und Andrea Engel berichteten von den Herausforderungen der Objektdigitalisierung, ihre ersten Schritte im Digitalen und Möglichkeiten der Partizipation im digitalen Raum. Damit einhergehend betonen sie die Erschließung neuer Zielgruppen und die große Herausforderung, aber auch Chance, alle Querschnittsaufgaben mitzudenken.

Kerstin Baur vom NS-Dokumentationszentrum ist Teil des Bildungsteams und betonte, dass das Dokuzentrum ein Ort ist, an dem die Vermittlungsarbeit sehr wichtig ist und einen großen Stellenwert einnimmt. Zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit gehören Methoden des Storytellings, narrativen und nichtlinearen Erzählens in der analogen und digitalen Vermittlungsarbeit.

Mona Feyrer ist die Leitung der Abteilung Vermittlung der Städtischen Galerie im Lenbachhaus. Sie beschäftigt sich mit der Frage, wie der Ort inklusiv funktionieren kann, wie er für Kollaboration offen ist und wie Programme für und mit Menschen verschiedener Initiativen entwickelt werden können. Digitalisierung und Digitalität spielen im Kunstmuseum in vielen Bereichen eine Rolle. Vor Allem stellt sich die Frage, wann und für welche Bereiche es sinnvoll ist, digital zu werden.

Alle Kulturinstitute digitalisieren ihre Sammlungen in unterschiedlicher Form. Oftmals werden intern viel mehr Daten zur Verfügung gestellt als den externen Besucher*innen. Gründe dafür sind u.a. fehlende zeitliche Ressourcen, rechtliche Aspekte, fehlende Abbildungen und kritische Bildinhalte etc. Ziel der Digitalisierung ist immer die Bandbreite der Objekte sichtbar zu machen, aber auch die Vermittlung in den digitalen Raum über verschiedene Social-Media-Kanäle und bspw. die Verknüpfung in eine Ausstellung hinein.

 

Strategische Ansätze und Entscheidungsprozesse für die Vermittlung von Inhalten und Methoden

Diverse Social-Media-Kanäle werden von allen Häusern mit unterschiedlich ausgeprägten personellen Ressourcen bedient. Hervorgehoben wird sowohl die Wichtigkeit einer multidisziplinären Zusammenarbeit im Haus, als auch der Aspekt der Nachhaltigkeit der produzierten Inhalte. Zentrales Element ist dabei die Kooperation mit anderen Instituten und Kultureinrichtungen bei eingeschränkten Ressourcen. Inhaltliche Beiträge werden als partizipative Elemente eingesetzt und sind weit mehr als „nur“ reines Marketing. Lesefreundlicher Content unterstreicht den Erfolg (bspw. Storytelling über Page-flow).

Einbeziehung aller Mitarbeitenden: Wege zur Partizipation und Einbindung.

Eine Digitalstrategie und gründliche Zielgruppenanalyse können Strukturen schaffen, um gezielt bestimmte Inhalte an die richtige Zielgruppe zu vermitteln, z.B. Wissenschaftskommunikation auf LinkedIn. Der langfristige Erfolg liegt in der Integration von analogen und digitalen Ansätzen, ohne Unterscheidung zwischen analogen und digitalen Besucher*innen , und im Einbezug von Expert*innen der analogen Vermittlung. Wichtig ist auch eine unterstützende Führungsebene, die Raum für Experimente bietet und alle Mitarbeitenden in die digitale Transformation einbezieht.
 Erwartungen der Zivilgesellschaft an Kulturinstitutionen

Wichtig ist die Öffnung nach außen und die Zusammenarbeit im digitalen Kommunikationsraum jenseits großer Plattformen. Kooperationen mit Netzwerken wie Interaktiv und anderen Einrichtungen sind wünschenswert, da Kulturinstitutionen thematisch an andere Einrichtungen anknüpfen können. Mobile Angebote und Formate, die das Museum zu den Menschen bringen, sind ebenfalls ein Ziel. Nachhaltige digitale Räume sollen langfristigen Austausch und Zusammenarbeit ermöglichen. Teilhabe ist zentral, wobei die gewünschte Partizipation über zivilgesellschaftliche Beiräte oder kollaborative Programme mit offenen Ergebnissen erfolgen kann. Der digitale Raum sollte ein sozialer Austauschraum und kein reiner Push-Raum sein, z.B. durch Formate wie Blogparaden.

Der Wunsch nach offenen Prozessen
Um in der kulturellen Bildung mehr Offenheit für verschiedene Ergebnisse zu erreichen, sollten Prozesse ohne festgelegte Inhalte zugelassen werden. Es ist wichtig, die Bedeutung von Kultur und Kulturvermittlung als integralen Bestandteil der Gesellschaft zu betonen. Dazu ist eine verstärkte Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Akteuren, insbesondere aus den freien Szenen und der Stadtgesellschaft, notwendig, um offene und professionelle Formate zu entwickeln. Zur Sicherstellung eines erfolgreichen Wissensmanagements sollten die Dokumentation, Evaluation und Veröffentlichung der Ergebnisse gemeinsam mit allen Kooperationspartnern und Teilnehmern erfolgen. Außerdem ist es wichtig, sich mit Akteuren außerhalb der Museums- und Kulturszene zu vernetzen.

Die Notwendigkeit einer „Digital Strategie“ in den Häusern 

Eine langfristige Umstrukturierung und Neuausrichtung erfordert eine gut durchdachte Digitalisierungsstrategie, um einen wirklichen Kulturwandel zu initiieren. Dazu sind entscheidende Führungspersönlichkeiten erforderlich, die die neuen Ideen aktiv unterstützen. Es ist ebenso wichtig, denjenigen, die die Konzepte entwickeln, den nötigen Freiraum zu geben, um Innovationen zu erproben und sich weiterzuentwickeln. Ein integraler Bestandteil dieses Prozesses ist die Bereitschaft, Risiken einzugehen und aus Fehlern zu lernen.

Eine Digitale Strategie schafft Verbindlichkeiten in den Institutionen und zieht alle Mitarbeitenden mit, auch diejenigen, die Schwierigkeiten mit dem digitalen Wandel haben. Dabei müssen Strukturen für die digitale Arbeit entwickelt und genutzt werden, während ausreichende zeitliche und personelle Ressourcen zur Verfügung gestellt werden müssen.

Kulturinstitute  im digitalen Raum
Um ihrem Bildungsauftrag gerecht zu werden, sollten Kulturinstitutionen im digitalen Raum präsent sein. Als integrierter Bestandteil der öffentlichen Struktur sind sie dazu verpflichtet, die Demokratie und die Gesellschaft zu fördern. Dafür ist es notwendig, einen analogen Zugang zum digitalen Raum zu schaffen, damit der Zugang zu den digitalen Räumen für alle Menschen zugänglich ist.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Kulturinstitutionen im digitalen Raum präsent sein sollten, da dieser ähnlich wie der analoge Raum ein bedeutender Ort für kulturelle Diskurse und Interaktionen ist. Diese Präsenz bietet den Institutionen die Möglichkeit, nicht nur ihre Angebote zu erweitern, sondern auch aktiv am digitalen kulturellen Leben teilzunehmen. Dadurch können sie neue Wege finden, um mit verschiedenen Zielgruppen in Kontakt zu treten und ihren Einflussbereich über traditionelle Grenzen hinaus zu erweitern.
Hintergrund

Die Diskurswerkstätte sind ein neues Format des Netzwerks Interaktiv, mit dem ein Austausch über verschiedene Aspekte der Digitalisierung angeregt wird. Gemeinsam mit verschiedenen Gästen werden unterschiedliche Themenschwerpunkte erörtert und eine Standortbestimmung der Akteur*innen des  Netzwerks erarbeitet.

Die Diskurswerkstätte werden veranstaltet von Interaktiv, dem Münchner Netzwerk Medienkompetenz, im Auftrag der Landeshauptstadt München.

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